Törnbericht 14.5.-19.5.2019

(19-M-005)

20190514 142507Das schwedische Kalmar war das Ziel dieser Reise, doch es kam alles ganz anders (so der Titel eines Buches von Vizeadmiral Hendrik Born, dem letzten Chef der Volksmarine). Am 13. Mai kamen unsere Mitseglerinnen und Mitsegler an Bord und sie kamen aus den verschiedensten Teilen Deutschlands. Ein Mitsegler aus Erlangen kam zu seinem 21.Törn an Bord! HfK Siggi Hauer kam mit seinen Freunden aus Sachsen-Anhalt an Bord, die unserem Schiff schon lange die Treue halten. Unter der bewährten Führung von Kapitän Roland Hunscha und Chiefmate Ole Schmidt sollte es also nach Kalmar gehen, doch am 14. Mai sagte der Kapitän den Mitseglern und der Crew, dass die Windverhältnisse ungünstig wären und wir nach Kalmar vorwiegend mit Maschine fahren müssten. Das wollte niemand, den alle waren gekommen, um zu segeln und so fand der Vorschlag nach Kopenhagen zu segeln und von dort nach Ystad allgemeine Zustimmung. So liefen wir dann auch nach Sicherheitsbelehrung und Enterprobe frohgemut aus, segelten und machten am 15. Mai in Kopenhagen zwischen Schloss und Mehrjungfrau fest, also an unserem üblichen Liegeplatz. Beim Einlaufen hatten wir die königliche Yacht unseres nördlichen Nachbarlandes an Backbord und erwiesen ihr wie immer den Flaggengruß, dippten also unsere schwarz-rot-goldene Flagge und die Dänen taten es ebenso mit ihrem Danebrog. Wir machten wieder zeitlich so fest, dass Interessierte noch rechtzeitig zur Wachablösung am Schloss sein konnten. Ein besonderer Höhepunkt war dann ohne Zweifel, dass wir am 16.Mai das Einlaufen des von Kiel kommenden Segelschulschiffes der US-Küstenwache (US Coast Guard, https://de.wikipedia.org/wiki/United_States_Coast_Guard) erleben durften. Die Bark EAGLE ist ein baugleiches Schwesternschiff der in Stralsund liegenden GORCH FOCK (I). Das frühere deutsche Segelschulschiff ging nach 1945 in den Besitz der USA über. Klar, dass wir auch diesem Schiff den Flaggengruß erwiesen haben, der leider nicht erwidert worden ist. Wahrscheinlich galt alle Aufmerksamkeit derer auf der Brücke dem Einlaufmanöver. Unser Winken jedenfalls wurde von der Crew wahrgenommen und sie winkten zurück.

20190515 105637Nach dieser einmaligen Begegnung sind wir dann ausgelaufen und das Ziel war nicht das schwedische Ystad (Wallander), die Windverhältnisse wollten es anders. Bald sollte sich die See von ihrer ungemütlichen Seite zeigen. Wir hatten Windstärke 8, hohen Wellengang und segelten ziemlich beim Wind (hart am Wind) bei schwerer Krängung. Der Außenklüver wurde erheblich beschädigt, vom Großsegel flogen einige Zeisinge weg und Zeichen von Seekrankheit waren hier und dort erkennbar. Schließlich hatte der Kapitän entschieden, bei Hiddensee unter Land zu gehen und zu ankern, so dass alle an Bord eine ruhige Nacht haben konnten. Am anderen Morgen stand der nächste Einlaufhafen fest: Saßnitz auf Rügen. Unsere Mitsegler nutzten die Gelegenheit zum Landgang und verschafften sich so einen Eindruck von dieser gepflegten Stadt, die einst (neben Rostock) Heimathafen einer großen DDR-Fischereiflotte gewesen ist. Unser HfK der ersten Stunde (und zeitweiliger Schiffskoch) Dieter O. ließ es sich dabei nicht nehmen, uns einen Besuch abzustatten. Die Stimmung an Bord war gut und am Abend saßen wir in Gruppen beieinander und hielten Klönschnack an Backbord, wie man traditionell zu sagen pflegt, an dem sich auch gern die neuen Mitglieder der Stammbesatzung beteiligt haben, nämlich die Bootsleute Bob und Silvio sowie der Koch Alex, der auch bei schwerer See noch am Abend für heiße Würstchen gesorgt hatte. Schließlich segelten wir anderntags bei gutem Wetter an Rügens einmaliger Küste entlang und machten am Abend in Lauterbach auf Rügen fest, heute Ortsteil der Stadt Putbus (https://www.putbus.m-vp.de/). Landgang und Klönschnack gaben auch hier dem Abend sein Gepräge. Wie in jedem Hafen, so haben wir von der Crew wieder viele Fragen interessierter Hafenbummler zu unserem Schiff beantwortet und angebotene Prospekte sind gern mitgenommen worden. Am nächsten Morgen wurden wir von dichtem Nebel bei Sichtweiten von zeitweise unter 100 m unangenehm überrascht. Dennoch, es musste ausgelaufen werden. Fahren auf Sicht war nicht möglich, es wurde nach dem Kompass gesteuert. So ging es in langsamer Fahrt dem Heimathafen entgegen, die Segel waren bereits hafenmäßig gepackt worden. Erst kurz vor unserem Heimathafen lichtete sich der Nebel, was das Einlaufen problemloser möglich gemacht hat, als es bei Nebel der Fall gewesen wäre. Etliche Mitsegler konnten aufgrund des später als geplanten Einlaufens ihre Züge nicht erreichen, wohl aber die nächsten; ein Taxi war zum Sperrwerk in Wieck von See aus bestellt worden und nach dem Festmachen eilten etliche der Betroffenen im Laufschritt und fröhlich winkend zum Taxi und dem Vernehmen nach konnte dann mit dem nächsten Zug die Heimreise angetreten werden.

Der Rest bedankte sich beim Kapitän für die sichere Schiffsführung unter schwierigen Bedingungen mit einem dreifachen HURRA und sie meinten damit auch den Chiefmate und alle anderen Mitglieder der Crew, die ihren Mann bzw. ihre Frau gestanden haben.
Kalmar konnten wir nicht anlaufen, doch war es dennoch ein guter Törn, bei dem sich die See in den unterschiedlichsten Facetten gezeigt hat und auch in dieser Vielfalt erlebt werden konnte. Die Reise war daher-wie versprochen- ein Abenteuer unter Segeln.

Hartmut Bartmuß

Bilder zum Reisebericht


geschrieben am: 27. Mai 2019 von Hartmut Bartmuß

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